Rezension: "Geliebter Schmerz" von David Wonschewski

Bildrechte: Periplaneta Verlag, Berlin

Es gibt Bücher, die nehmen einen mit. Es gibt Bücher, die bringen einen innerlich zum Zerreissen. Es gibt Bücher, die lassen einen einfach nicht los. Es gibt Bücher, die sorgen dafür, dass man extra langsam liest, damit das Lesevergnügen nicht aufhört... Ein solches Buch hat David Wonschewski mit "Geliebter Schmerz" geschaffen.
Getroffen habe ich David Wonschewski im Jahr 2014 auf der Leipziger Buchmesse. Ich schlenderte durch die Hallen und war fasziniert und verloren im Büchermeer. Am Stand von Periplaneta ging es ruhig und lustig zu - ein bisschen wie in der Lieblingskneipe um die Ecke, nur besser ausgeleuchtet.
Dort stand ein junger Mann und hielt sich an einer Flasche fest, ob diese nun Bier oder Limo enthielt ist eigentlich egal. Ich stellte mich zu ihm und wir kamen locker ins Gespräch. Es war eine Überraschung, als er dann sagte: "Ich muss jetzt vorlesen, aber bleib doch und hör zu".
Genau das tat ich und war gefesselt von der Tiefe und dem Ausdruck seiner Worte. Sofort machte sich mein Geldbeutel selbstständig und kaufte ein Exemplar von "Geliebter Schmerz". Ich weiß noch, dass ich David Wonschewski um ein Autogramm bat und er sagte, er tut sich als Linkshänder immer so schwer - woraufhin ich vorschlug, doch einfach auf der letzten Seite des Buches zu unterschreiben, auf der ersten kann das ja jeder.
Ob er diese Autogrammart beibehalten hat, weiß ich nicht. Ich habe das Buch sorgfältig nach Hause nach München getragen, in mein Bücherregal gestellt und habe es immer wieder angesehen, jedoch nicht mit dem Lesen angefangen - zu kostbar erschien es mir. In diesem Jahr war es dann aber soweit. Die Zeit war reif - vielleicht war ich auch nur reif genug geworden, um mich den Kurzgeschichten über Leid, Versagen, Ohnmacht, Überforderung und den Wirren des Lebens zu stellen. Jede Seite war ein Geschenk - die Sprache von David Wonschewski trifft genau ins Herz. Es wird nicht zu viel geschönt, aber auch nicht zu viel überzeichnet. Die Schönheit in den kleinen schwarzen Flecken des Lebens zu finden und diese mit dem vorhandenen Licht auszuleuchten - das ist die Kunst und die beherrscht er wie kein zweiter. In immer neue Abgründe nimmt er den Leser mit und man spürt ein Spektrum an Gefühlen in sich ausgelöst durch seine Worte und trotzdem will man nicht verzweifeln, man will mehr von der Sprache, von den lebensnahen Geschichten. Es muss nicht Gold und Silber sein, kein Brokat und keine Seide - der braune Kartoffelsack der realen Welt kann genauso verzaubern und das vielleicht auf eine ehrlichere Weise, als es allem Tand möglich ist.
Das Buch wird jetzt an einen Freund weitergegeben, der ähnlich wie ich Freude und Gefallen an tiefgründiger Sprache und ungeschönten Emotionen findet und für mich geht die Reise auf den Lesewegen, die David Wonschweski geschaffen hat, weiter - die übrigen Bücher habe ich im Buchladen um die Ecke schon vorbestellt und kann sie schon am morgigen Samstag abholen.
Ein herzliches DANKESCHÖN an diese Zufallsbekanntschaft, die zu einer der schönsten Leseerfahrungen wurde.

ECKDATEN:
Titel: Geliebter Schmerz
Autor: David Wonschewski
Seitenanzahl: 214

Erschienen im Periplaneta Verlag Berlin
ISBN Nummer: 978 - 3 -943 876 703

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