Starkbieranstich auf dem Nockherberg – Derbleck’n halt



Wie in jedem Jahr, so mussten sie auch in diesem alle zur Fastenpredigt von Bruder Barnabas, alle – nun ja Außenminister Guido Westerwelle und Bundeskanzlerin Angela Merkel glänzten durch Abwesenheit. Angst? Feigheit? Das wird man als normaler Bürger wohl nie erfahren, wie gut aber, wenn man wenigstens ein paar Politiker dabei beobachten kann, wie sie über die gewatschten Kollegen lachen, dann aber mit versteinerter Miene dasitzen, wenn Sie selbst etwas abbekommen. Die Predigten von Bruder Barnabas sind die Predigten des Volkes an ihre gewählten Vertreter, doch in diesem Jahr ging da wohl etwas schief. Heute früh war die erste Meldung in den Nachrichten – Skandal beim Starbieranstrich: Barnabas vergleicht Westerwelles HarzIV Politik mit der Nazizeit. Meine Güte, was sind wir doch alle eingeschüchtert von unserer Vergangenheit. Wenn Charlie Chaplin den großen Diktator gibt, lachen wir uns alle schlapp. Anspielungen in Comedyserien aus dem Ausland sind okay, aber wehe ein Deutscher sagt mal etwas in diese Richtung, schon ist das zu viel, eine Beleidigung für alle Opfer des 3. Reiches und überhaupt ganz schrecklich. Sicher Lerchenberger hat gerade in dieser Passage alles sehr überspitzt dargestellt, aber genau das war es eben auch – überspitzt. Ich möchte ihm hier nichts von dem unterstellen, was alle anderen heute früh schon getan haben, nicht weil ich ihn verteidigen möchte, auch ich persönlich fand es sehr hart, aber ist dies dennoch Grund genug, die ganzen guten Dinge zu vergessen, die er auf harte und direkte Weise in seiner Predigt als Barnabas angesprochen hat?
Ja die Nazizeit war die wohl schlimmste Zeit Deutschlands, aber nur weil Frau Knobloch alles mal wieder „unbedacht“ und „unter der Gürtellinie“ empfand, heißt das doch noch lange nicht, das wir alle mit einstimmen müssen. Oder? Lerchenberger hat einen Politiker, der eine (hoffentlich) unbedachte Äußerung machte und so die Welt in die Guten („Rechtschaffende Arbeiter“) und die Bösen („Faule“ Hartz IV Empfänger) unterteilt. Ein schlimmes „schwarz/weiß“-Denken, dass so in der deutschen Geschichte eben mindestens schon einmal auftrat und zwar in der schlimmsten Form. Die Predigt des Bruder Barnabas ist dafür da, Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Die Menschen sollen darüber nachdenken, was Ihre Aussagen bewirken und ist es nicht genau das, was Herr Lerchenberger in seiner Predigt erreicht hat? Glauben Sie nicht, dass nun auch Herr Westerwelle seine Aussagen zu HartzIV etwas bedachter wählt, um einen derartigen Vergleich in Zukunft zu vermeiden? Nun, das alles vergessen wir ja, da wir uns nun über das echauffieren müssen, was Herr Lerchenberger zu diesem Thema gesagt hat.
Schönen Dank deutsches Volk, dass ihr euch über so etwas so richtig aufregt; den Politikern so den perfekten Ausweg gebt, nicht über die anderen Aussagen der Predigt nachzudenken, sondern ihnen vielmehr noch die Möglichkeit bietet, sich in der Öffentlichkeit wieder ganz toll darzustellen, indem sie den Lerchenberger und seine Rede einfach verteufeln. Erinnert sich noch einer an Sätze wie „Geben Sie bitte kein Geld mehr für Tornadostaffeln aus, investieren Sie bitte in die Bildung, die Schulen, das Soziale“? Ich schon, aber auch die Politiker?

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