Das Zeugenhaus

Copyright Picture: ZDF 2014
 Wenn wir Deutschen etwas recht gut verstehen, dann Filme über die deutsche Geschichte zu machen. Viele mögen jetzt argumentieren, dass dies oft nur eine Aneinanderreihung von Vorurteilen ist. Dennoch möchte ich mit Euch nun den Film "Das Zeugenhaus" teilen. Dieser von Oliver Berben in Zusammenarbeit mit dem ZDF produzierte Film nimmt historische Personen und paart diese mit ein fiktiven Gestalten. Das ganze vor der Kulisse der Nürnberger Prozesse.
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In einer von den Amerikanern beschlagnahmten Villa wird eine Unterkunft für Zeugen der Nürnberger Prozesse eingerichtet. Geführt wird das Haus von Gräfin Belavar (Iris Berben), die ihre Moral und gute Erziehung über die Spionageabsichten der amerikanischen Besatzer stellt und es mit Fingerspitzengefühl schafft, die im Haus aufeinander treffenden Charaktere in Balance zu bringen. In der Unterkunft wird nämlich nicht nach Täter, Opfer und Beobachter unterschieden, sondern bunt gemixt. So treffen hier die historischen Persönlichkeiten Generalmajor Erwin von Lahousen (Matthias Brandt), Rudolf Diels (Tobias Moretti), der Gründer der Gestapo, Gisela Limberger (Gisela Schneeberger), Privatsekretärin von Göring, Henriette von Schirach (Rosalie Thomass) Ehefrau von Baldur von Schirach (Reichsstatthalter von Groß-Wien) und Tochter von einem anderen Gast - Hitlerfotograf Heinrich Hoffmann (Udo Samel) aufeinander. Neben diesen deutschen Figuren mit historischen Vorbildern wurde auch die Figur der Marie-Claude Vaillant-Coutourier (Vicky Krieps), einer französischen Widerstandskämpferin, die durch ihre unvergleichliche Haltung während der Nürnberger Prozesse in die Geschichte einging, als Gast in dieses Haus einquartiert. Diesen realen Figuren werden nun noch ein paar weitere fiktive gegenüber gestellt: Zum Beispiel ein KZ-Überlebender.
Copyright Picture: ZDF 2014
Die Geschichte erzählt von den Verbrechen des zweiten Weltkriegs, von den Machern und Strippenziehern, von Verdrängung, Schuld, dem Wunsch zu Sühnen und dem Wunsch zu Verschwinden, von Opfern, Tätern, Überlebenden und Opportunisten, von Angst, Hoffnung und dem Gefühl der Einsamkeit.
Kaum eine Darstellung hat mich in diesem Film so berührt wie die von Edgar Selge als KZ-Überlebendem, der sich von allen Bewohnern fern hält, sich ständig beschäftigen muss - sich damit auseinander setzt, dass er überlebt hat und so viele um ihn herum starben. Auch die Zerissenheit, die Matthias Brandt als von Lahousen mit einbringt.
Copyright Picture: ZDF 2014
Das ganze Ensemble zeigt, dass wir in Deutschland viele talentierte, große Darsteller haben. Und zu Unrecht wird gesagt, dass die deutschen Schauspieler nicht an die Darstellungskünste von vielen amerikanischen oder britischen Kollegen heranreichen. Die Leistung in diesem Film ist sehr beachtlich und auch wenn ich den Film vorrangig wegen Iris Berben geschaut habe, bin ich doch wegen der Arbeit des ganzen Teams hängen geblieben. Eine gute Auseinandersetzung mit diesem Thema und eine tolle Verfilmung des gleichnamigen Buches von Christiane Kohl.
Von mir bekommt der Film 7 von 10 Punkten, für Schauspiel, Ausstattung und Story.

Nach dem Film wollte ich mich noch mehr über die Hintergründe informieren und fand auf YouTube diese Doku hier.  Diese ist eine gute Ergänzung und ich musste mir danach gleich noch ein Sachbuch zu dem Thema auf die Bibliotheksleihliste gesetzt.
Quelle: YouTube - DokuHistory

Vielen mögen denken, dass wir während der Schulzeit genug über das dritte Reich und dessen Verbrechen gelernt haben. Wenn ich mir die Entwicklungen in Deutschland heute ansehe, muss ich vermuten, dass wir nicht genug gelernt haben. Zu sehr ähneln sich die Zeichen der Zeit. Doch damit überlasse ich Euch jetzt euren Gedanken und hoffe, dass Ihr dem Film und/oder der Doku mal eine Chance gebt. 

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