Ein Mätressenverhältnis

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Wer weiß heute noch was über Mätressen? Schnell werden sie mit Geliebten, Kurtisanen und sogar Prostituierten in einen Topf geworfen, dabei waren (oder sind) sie so viel mehr.
Im Absolutismus waren sie oft die mächtigste Frau am Hofe und halfen auf vielerlei Arten und immer ihrem Naturell entsprechend den Herrschern beim Regieren.

Vor knapp 1,5 Jahren hat es mich in der heutigen Zeit in ein solches Verhältnis verschlagen.
Es begann wie ein normales amouröses Werben auf beiden Seiten, uferte schnell im Bett und von dort driftete es in Ermangelung von emotionaler Entwicklung auf der einen Seite und zu großer Angst auf der anderen Seite in ein "Friends with Benefits"-Verhältnis. Bald war den Außenstehenden klar, dass es bei den Betroffenen mehr Gefühle gibt, als sie sich eingestehen wollten oder konnten.
Für mich war es so, dass ich nicht verliebt war, aber immer tiefere Gefühle hatte - aber halt ohne die "Schmetterlinge-im-Bauch"-Phase. Genau wie in einem Mätressenverhältnis war mir immer daran gelegen, dass er und ich gemeinsam in unserem Leben voran kommen. Dass er hierbei der Herrscher in diesem Bild war und ich die Mätresse, die sich in gewisser Weise und Form unterzuordnen hatte, das war noch einmal eine andere Sache. Es war für mich damals vollkommen in Ordnung - und so nahm das Unheil seinen Lauf.
Das Verhältnis lief für 1,5 Jahre harmonisch, anregend, lehrreich, liebevoll, unterstützend, aufregend, Horizont erweiternd, beschützend, Kraft gebend und verbindend. Mein Ex-Partner war aber leider schon immer sehr schnell zu beeinflussen und hörte auf äußere Umstände und Bedenken von Freunden, Bekannten und Familie.
Ich bin zu alt, ich bin zu dick/unattraktiv, ich habe keine Ziele in meinem Leben, weil ich "nur" als Assistentin arbeite (dass ich zwei Studienabschlüsse habe, wollen wir hier mal gar nicht erwähnen), ich stamme aus der falschen sozialen Schicht, ich bin zu arm. So viele negative Punkte, die andere Leute an mir in seinem Leben gestört haben und die ihn dann auch störten. Ich habe das instinktiv gespürt und mich ihm noch weiter untergeordnet, sein Leben geradezu einfach gemacht, Dinge an die er nicht denken wollte, habe ich für ihn gelöst - kann man dann vor mir noch Respekt haben? Ja und nein. Nein, weil ich mich selbst zu weit in den Schatten von Oberflächlichkeiten gestellt habe. Ja, weil ich die Kraft dazu hatte, diese Dinge zu tun, ohne komplett zu zerbrechen.
Gebracht hat es mir leider gar nichts, außer Herzschmerz und Tränen...und vielleicht der Selbsterkenntnis, dass ich mich mehr an den starken Frauen der Historie hätte orientieren sollen.
Frauen, die aus dem Hintergrund agieren konnten, ohne sich selbst zu verraten und unter Wert zu verkaufen. Aber heute ist nicht aller Tage und ich habe gelernt - jetzt beginnt der dornige, steinige Weg zurück zu mir. Der Weg, auf dem ich mein Selbstwertgefühl wiederfinden muss, denn wenn einem die oben genannten Gründe aufgetischt werden, während man erfährt, dass es innerhalb von 5 Tagen eine neue Frau im Leben des Ex-Partners gibt, die all die vermeintlichen Schwächen nicht hat - gut das man solche Oberflächlichkeiten, tatsächlich in so kurzer Zeit erfahren kann - dann wird das echt hart für das Selbstwertgefühl.
Wenigstens bin ich an dem Punkt, wo ich hoffe, dass die neue Partnerin meines Ex-Partners ihn glücklich macht. Wahrscheinlich ist da noch Hoffnung für mich und die Entwicklung in meinem Leben.

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