Rezension: "Der Klang des Bösen - Auris Teil 4" von Vincent Kliesch
Handlung: Ein Schrei, der alles verändert
Ein markerschütternder Schrei zerreißt die Stille auf dem Anwesen der Familie Berg am Kleinen Wannsee. Der 15-jährige Silvan rennt in Panik in die Richtung des Schreis, nur um mitanzusehen, wie seine Mutter aus dem dritten Stock in den Tod stürzt. Oben glaubt er, seinen Vater erkannt zu haben – doch niemand will dem traumatisierten Jungen glauben. Niemand außer Matthias Hegel. Der forensische Phonetiker hört in Silvans Stimme die Wahrheit.
Gemeinsam mit Jula Ansorge taucht Hegel in einen Fall ein, der düsterer und komplexer nicht sein könnte. Doch diesmal ist nicht nur der Fall gefährlich: Hegel selbst riskiert sein Leben, gesundheitlich angeschlagen und in seiner Verletzlichkeit ungewohnt offen. Und genau hier beginnt für mich das Problem.
Charaktere: Ein neuer Fokus – nicht ganz überzeugend
Nach drei Bänden, in denen vor allem Jula Ansorges persönliche Vergangenheit im Vordergrund stand, scheint sich die Reihe nun auf Matthias Hegel zu verlagern. Das ist an sich eine spannende Entscheidung, doch der Fokus auf sein Liebesleben und seine Verletzlichkeit wirft die Frage auf: War das nötig?
Hegel war bisher der kühle, manipulative Antiheld, dessen moralische Grauzonen den besonderen Reiz der Reihe ausmachten. Jetzt wirkt er fast weichgezeichnet und dieser Wechsel kommt nach drei Bänden distanzierter Brillanz etwas abrupt. Es macht ihn menschlicher – aber nimmt ihm auch etwas von dem faszinierenden Rätsel, das ihn ausmachte.
Jula hingegen bleibt ihrer Rolle treu: hartnäckig, emotional und dennoch analytisch. Ihre Dynamik mit Hegel entwickelt sich weiter, bleibt aber diesmal eher im Hintergrund der eigentlichen Story.
Spannung: Solide, aber nicht so packend wie zuvor
Zugegeben, der Thriller entwickelt sich spannend, wenn auch mit Startschwierigkeiten. Gerade der Einstieg rund um Silvans Erlebnis ist packend, aber der Mittelteil zieht sich phasenweise. Was jedoch stark umgesetzt ist, ist der Einfluss von Hegels gesundheitlichem Zustand auf den Erzählrhythmus. Die Dringlichkeit und das Tempo steigern sich im letzten Drittel erheblich, was den Thriller letztendlich auf ein gutes Niveau hebt.
Trotzdem fehlt der Wow-Moment, der "Todesrauschen" so stark gemacht hat. Der Plot Twist ist hier vorhersehbarer, die Geschichte weniger komplex als gewohnt. Vielleicht liegt es daran, dass der Fokus stärker auf Hegels persönlicher Entwicklung als auf dem Fall selbst liegt.
Fazit: Ein solider Thriller mit Schwächen
"Der Klang des Bösen" ist ein solider, spannender Thriller, der jedoch nicht an die Intensität des dritten Bandes heranreicht. Die Entscheidung, Hegels Vergangenheit und Liebesleben mehr in den Vordergrund zu rücken, macht ihn zwar menschlicher, nimmt der Figur jedoch etwas von der bisherigen Faszination. Trotzdem bleibt die Story durch den Fall und Hegels gesundheitliche Lage fesselnd genug, um die Reihe weiterzuverfolgen. Kein Highlight der Reihe, aber definitiv spannend genug, um wissen zu wollen, wie es weitergeht.
Bewertung: 3,5 von 5 Sternen
ECKDATEN
Titel: "Der Klang des Bösen"
Autor: Vincent Kliesch
Seitenzahl: 352 Seiten
Erschienen im Droemer Knaur Verlag
ISBN: 978-3-426-30841-7
Bildrecht: Droemer Knaur Verlag
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