Rezension: Wolfsfährte
Es gibt diese Momente, in denen man eigentlich nur gemütlich auf dem Sofa lümmeln, einen typischen Sonntagabendkrimi anschauen und ein bisschen abschalten möchte – und dann erwischt man einen Film, der einen so richtig packt. So ging es mir mit „Wolfsfährte“, der Verfilmung des zweiten Romans des schottischen Autors Craig Russell. Kaum hatte ich die erste Szene gesehen, war ich absolut gefesselt und wollte unbedingt mehr erfahren. Dazu kommt, dass Peter Lohmeyer als Hauptkommissar Jan Fabel eine so starke Performance abliefert, dass ich direkt Lust auf die ganze Reihe bekommen habe.
Die Sache mit der Reihe und meine (neue) Leselust
Ich wusste zugegebenermaßen nicht viel über Craig Russell, bevor ich den Film gesehen habe. „Wolfsfährte“ war also mein Einstieg in diese Welt – und was soll ich sagen? Ich habe danach sofort alle verfügbaren Verfilmungen auf Amazon Prime gesucht und gleichzeitig mein altes (noch ungelesenes) Exemplar von „Blutadler“ – dem ersten Roman der Jan-Fabel-Reihe – aus dem Bücherregal gezogen. So viel zum Thema „Nur mal kurz abschalten“… plötzlich wollte ich tiefer in Fabels Fälle und in diese besondere Atmosphäre eintauchen.
Jan Fabel und die Inszenierung
Jan Fabel ist nicht der typische, ewig grimmige Ermittler, den man in vielen Krimis antrifft. Craig Russell hat ihm eine ganz eigene, stille Art verliehen, die Peter Lohmeyer wunderbar auf die Leinwand bringt. Dieses Wechselspiel aus Souveränität und Nachdenklichkeit, gepaart mit einem leisen Unterton von Melancholie, macht Fabel einfach unglaublich spannend. Wer von den gängigen deutschen Krimis (Tatort, Polizeiruf & Co.) vielleicht schon ein wenig gelangweilt ist, findet hier eine erfrischende Alternative.
Die Geschichte von „Wolfsfährte“ dreht sich um einen mysteriösen Serienmörder, dessen Taten auf bestialische Weise an Wolfangriffe erinnern. Während Fabel und sein Team von der Kripo Hamburg fieberhaft versuchen, hinter das Motiv und die Identität dieses Mörders zu kommen, schwebt immer wieder ein unheimlicher Hauch von Märchen und Mythen durch die Luft – Wölfe, Rotkäppchen und die Frage, was Mythos und was Realität ist. Genau dieses Zwischenspiel macht den Film so atmosphärisch dicht.
Sonntagabendkrimi, aber mit mehr Biss
Für mich gehört „Wolfsfährte“ ganz klar in die Kategorie „gelungener Sonntagabendkrimi“. Er ist spannend, gut gespielt und hat diesen typisch düsteren Ton, der bei Hamburg-Krimis oft so gut funktioniert. Doch was ihm zusätzliche Klasse verleiht, ist der Hauch internationaler Würze, den Craig Russell als Schotte mit in die deutsche Szenerie bringt. Die Story ist komplex genug, um sich von den üblichen Tatort-Verläufen abzuheben, und sie bleibt bis zum Ende packend.
Zugegeben, die eine oder andere Wendung kann man erahnen, wenn man Krimis so oft konsumiert wie Kaffee am Morgen. Aber die stimmungsvolle Inszenierung und Peter Lohmeyers starkes Spiel als Fabel machen das absolut wett. Und wenn man erst einmal in Fabels Welt eingetaucht ist, möchte man sowieso wissen, wie es weitergeht – nicht nur mit dem Fall, sondern mit seinem ganzen Team und der Hamburger Kulisse.
Lust auf mehr?
Wie erwähnt, hat mich „Wolfsfährte“ direkt zu den anderen Jan-Fabel-Verfilmungen geführt (ja, es werden weitere Rezensionen folgen!). Und weil mich die Figuren so in ihren Bann gezogen haben, habe ich auch direkt Craig Russells „Blutadler“ (den ersten Roman) hervorgekramt. Wer also Lust hat, nach dem Film tiefer einzusteigen, dem kann ich nur ans Herz legen, mal einen Blick in die Bücher zu werfen. Da wartet noch eine ganze Reihe von sieben Bänden darauf, entdeckt zu werden.
Fazit: Krimi-Futter für alle, die mehr suchen
„Wolfsfährte“ ist für mich ein echtes Highlight unter den deutschen TV-Krimis – mit ausreichend Tiefgang, angenehmer Düsterstimmung und einem richtig starken Peter Lohmeyer. Ich war von Anfang bis Ende gefesselt und gebe dem Film 8 von 10 Punkten. Wer Lust auf etwas anderes hat als den allwöchentlichen Tatort, ist hier goldrichtig aufgehoben. Also schnappt euch ein warmes Getränk, kuschelt euch auf die Couch und lasst euch von Jan Fabel und seinen Ermittlungen in den Bann ziehen. Ich wette, ihr wollt danach auch wissen, wie alles begann – und schwupps, seid ihr plötzlich Buchleser im Fabel-Kosmos … genau wie ich!
Bildrechte: ARD Das Erste
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