"Teryky" - Juri Rytchëu

Copyright Picture:Unionsverlag
Was wisst ihr über die Tschuktschen? Ich hatte das Wort schon einmal gehört, hat irgendwas mit dem hohen Norden zu tun - und das war dann auch schon mein ganzen Wissen die Tschuktschen betreffend.
All das hat sich Dank Juri Rytchëu nun geändert.
Im Programm des Unionsverlags hatte ich "Teryky" entdeckt. Ein Buch, das durch seinen Einband meinen Blick auf sich zog. Über diesen möchte ich auch zuerst ein paar Worte verlieren.
Das Buch ist durch seinen stoffartigen Einband sehr haptisch, es ist nicht zu groß, so dass es mich auch unterwegs begleiten konnte.
Und das war gut so, denn die Geschichte von Robbenfänger Goigoi und seiner großen Liebe Tin-Tin ist auf wundersame Weise fesselnd.
Die Tschuktschen glauben daran, dass Menschen, die auf einer Eisscholle vom Festland abgetrieben werden entweder im ewigen Eis sterben oder nach langer Zeit wieder an Land getrieben werden. Diese armen Seelen verwandeln sich jedoch bei erneutem Betreten des Festlandes in ein Ungeheuer, einen sogenannten Teryky. Und Terykys müssen von Menschenhand getötet werden, so die alte Sage der Tschuktschen. Die Tschuktschen leben im Norden Sibiriens in Sippen. Einer davon gehört Goigoi an. Er ist der Jüngste von drei Brüdern und den Älteren in der Hierarchie der Sippe unterstellt. Goigoi und seine Brüder leben als Robbenfänger unweit des Polarmeers. Vor kurzen hat Goigoi in Tin-Tin, einem Mädchen aus der Tundra, seine große Liebe gefunden. Das junge Paar lebt noch in der Behausung des mittleren Bruders Piny, doch Goigoi versucht,durch gute Erfolge auf der Jagd genug Felle und Materialien zu sammeln, um ein Heim für seine Tin-Tin zu bauen. Der Ehrgeiz treibt ihn bei einer Frühlingsjagd zu weit ins Weiß - seine Scholle bricht von der Eisplatte weg und er treibt ins freie Polarmeer. Angetrieben von dem Wunsch, seine Frau wieder in seine Arme zu schließen, beginnt Goigoi um sein Überleben zu kämpfen. In der Siedlung wird er von Tin-Tin vermisst und beweint, wenngleich sie in ihrem Glauben an seine Rückkehr unerschüttert bleibt. Je länger Goigoi im Polarmeer bleibt, desto stärker wird die Begierde Pinys, sich die geliebte Frau seines Bruders zu eigen zu machen. Die Lage spitzt sich zu, als Goigoi als Teryky zurück an Land kommt...

"Teryky" ist eine Geschichte über Liebe, Mut und eine Mythologie, die der unsrigen sehr fremd scheint. Rytchëus Worte in der deutschen Übersetzung sind voller Melancholie und Schönheit - ich fühlte die Sehnsucht nach einer älteren, simpleren, doch dennoch nicht einfacheren Welt. Er öffnete meine Augen zu dieser fremden Kultur, das war ein echtes Erlebnis.

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