The Science of Well-Being

Foto von Brigitte Tohm auf Unsplash

Getreu dem Motto "Man lernt nie aus" habe ich im Mai mit dem Yale Kurs "The Science of Well-Being" angefangen. Ich bin also jetzt quasi Yale Studentin. Nein, wirklich! Yale hat viele seiner Lerninhalte auf Online-Lernplattformen der Internet Community zur Verfügung gestellt. Ich habe mich für Coursera entschieden. Man kann für einen Geldbetrag am Ende ein Teilnahmezertifikat bzw. Diplom bekommen, wenn man den Kurs besteht.
Ich habe mich entschieden, den Kurs wegen seiner Inhalte zu machen. Psychologie habe ich ja schon studiert und das Thema "Well-Being" bzw. "Happiness" interessiert mich sehr. Wir konzentrieren uns doch eh zu sehr auf die negativen Dinge im Leben.
Damit ist jetzt mal Schluss - Zeit für den positiven Schub im Leben. Ja - ehrlich - der Kurs ist so motivierend. Gönnt Euch doch auch mal so was und seid dankbar für all das Gute, das Euch im Leben begegnet und haltet die Augen genau dafür offen.
Ich habe mir das schon vor vielen Jahren zum Ziel gemacht, auch wenn ich immer wieder ein bisschen am Straucheln bin, was das angeht. Eine der Aufgaben im Kurs war: Das Führen eines Dankbarkeit-Tagebuchs. Jeden Abend hat man sich Zeit genommen und überlegt, für was man an diesem Tag dankbar war.
Ich habe festgestellt dass es meistens Zeit war, die ich mit Freunden und Familie verbracht habe. Gespräche, Aktivitäten, Momente, in denen mir klar wurde, dass es mir gut geht. Es ging selten darum, dass ich dankbar für das Geld auf meinem Bankkonto oder in meiner Tasche war. Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt - der Ausspruch ist wahr. Ich würde nicht auf Geld verzichten wollen oder können und ja, es ist wichtig und richtig, dass man einen Job findet, der mehr als die eigenen Fixkosten deckt, allerdings muss es manchmal nicht der Job sein, der gleich 50.000 EUR mehr im Jahr bringt als der letzte. Vielleicht reicht hier auch weniger. Ich habe mir diese Frage wirklich und ehrlich gestellt. Gehaltsverhandlungen sind immer so, dass man mehr Geld für den Wert seiner Arbeit haben möchte. Als ich vor 5 Jahren meinen Vertrag mit einer Pharmafirma bekommen habe, hätte ich auch noch mehr Geld verlangen können - allerdings habe ich das nicht. Ich höre schon den Aufschrei: Nie ist es einfacher mehr Geld zu fordern, als bei Vertragsabschluss - aber mal ehrlich: Ist das denn richtig so? Sollte das so sein? Sollte Dir jemand mehr Geld geben, nur weil ihm oder ihr Deine Nase gefällt? Ich bin der Meinung, Gehalt sollte auf Basis von Können und geleisteter Arbeit gezahlt werden. Ja, es gibt ein Einstiegsgehalt und ja, das sollte man in den Zielrunden immer wieder neu bewerten und auch anheben. Erfüllt jemand die Leistungen nicht durchgängig, ist eine Gehaltserhöhung nicht sinnvoll - ist es aber (wie in so vielen Fällen) genau anders, spricht doch auch nichts dagegen, das Gehalt zu erhöhen. Früher gab es Firmen, in denen das Gehalt innerhalb einer Gehaltsgruppe automatisch jedes Jahr leicht angehoben wurde. Ich fand das war eine gute Sache, denn es hat einen motiviert und bestätigt - noch mehr hat einen aber der Sprung in die nächste Gehaltsgruppe bestätigt - für die musste man mehr tun. Für das Betriebsklima ist so eine Regelung eine gute Sache - man vermeidet "harte" Gehaltsverhandlungen und hat eine monetäre Motivation des Mitarbeiters.

In Woche 2 des Kurses wird viel darüber gesprochen, was Geld und Materialismus einem für das Wohlbefinden bringen. Aber es wird auch über die gesellschaftlich geprägten Wünsche und Hoffnungen gesprochen. "Die große und einzig wahre Liebe" zum Beispiel. Wie viele von Euch sind auf der Suche danach? Nach dieser einen Person, die eurem Leben einen anderen Sinn gibt - die euch die Welt neu erleben lässt - die euch das Glück bringt, gerade in den Zeiten von Tinder, Bumble und Co. Während viele dieser Apps mehr das kurzfristige Glück bringen, sehnen sich die Menschen nach der festen und stabilen Beziehung zu dem EINEN Partner. Warum? Warum ist das kurzfristige Glück weniger wert? Und wieso diese ewige Suche nach dem perfekten Partner? Ist es schön jemanden zu haben, mit dem man schöne Stunden, aber auch Sorgen und Ängste teilen kann? Natürlich! Aber wer sagt, dass man das nicht genauso mit jemandem haben kann, der vielleicht nicht in das gesellschaftliche Schema eines "perfekten Partners" fällt? "Aber was machst Du denn im Alter? Willst Du da nicht jemanden haben, mit dem Du das Altersleben teilen kannst?" - Was soll das denn? Muss ich jetzt partout den "perfekten Partner" finden? Kann ich mein Altersleben denn nicht mit einem Menschen teilen, der einfach nur mich und meine Energie liebt? Und wer sagt eigentlich, dass eine feste Beziehung, die ja oft zu einer mehr oder weniger glücklichen Ehe führt, Garant dafür ist, im Alter nicht allein zu sein? Die gesellschaftlichen Vorstellungen von Beziehungen sollten sich einfach mal ändern. Mit der Zeit gehen. Ich persönlich sehe mich im Alter in einer netten Alters-WG mit Menschen, die sich gegenseitig viel bedeuten - vielleicht sogar ein paar Freunden, die im Alter von ihren Ehepartnern im Stich gelassen wurden. Wichtig ist doch das Folgende: Ich lebe mein Leben nicht für die Zukunft, sondern für die Gegenwart und die sollte ich so glücklich wie möglich verbringen.

In Woche 2 wurde auch darüber gesprochen, ob Gewichtsverlust jemanden dazu bringt glücklicher zu sein. Gerade zum Jahresbeginn (da wurde der Kurs aufgenommen), wird uns durch die Medien suggeriert, dass Gewichtsverlust automatisch dazu führt, glücklicher zu sein. Die Betrachtung, die hier im Kurs gemacht wird, kann ich nicht unterstützen, sondern lehne sie kategorisch ab. Sie kommen zu dem wissenschaftlichen Ergebnis, dass Gewichtsverlust Menschen sogar unglücklicher macht - ich glaube, das ist ein Trugschluss, der sich bei zu objektiver Betrachtung ergibt. Ich bin heute, mehrere  Jahre nach meiner großen OP und einem massiven Gewichtsverlust, deutlich glücklicher und zufriedener mit mir, als in den Jahren zuvor. Das ist zum Teil dem Gewichtsverlust geschuldet. Ein großer Teil ist aber auch meine Einstellung zu mir selbst. In den Jahren zuvor habe ich viel an mir gearbeitet, das tue ich auch heute noch, und es hat dazu geführt dass ich
a) weniger auf die Meinung von anderen gebe, was dazu führt, dass ich mich
b) auch weniger negativ auf Basis der äußeren Beurteilung der anderen sehe
Was meine ich damit? Als dicker, fetter, übergewichtiger Mensch ist man einer konstanten Verurteilung seiner Person ausgesetzt. Nicht nur des Körpers, sondern auch des inneren Ichs. Wenn man mal erkannt hat, wo der eigene Wert liegt und dass dieser nicht vom Äußeren bestimmt wird (egal wie attraktiv oder unattraktiv einen andere finden), dann kann man zu sich selbst finden und sich entfalten und dann, mit dieser gewonnenen Einstellung kann man auch nach dem Gewichtsverlust glücklich sein. Ich denke, ich werde dem ganzen Thema der OP und der Folgen noch mal einen eigenen Beitrag widmen.
Einstweilen kann ich nur sagen, dass dieser Kurs wirklich beflügelt und motiviert und ich sehr froh bin, ihn belegt zu haben.
Grüße von der Yale-Studentin

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