"Cafe Cyprus" von Yadé Kara

Bildrechte: Diogenes Verlag
Hasan Kazan, Türke mit Berliner Schnauze und Berliner mit Istanbuler Wendigkeit, ist im pulsierenden London angekommen, wo längst die ganze Welt zu Hause ist, und will hier Fuß fassen.
Er ist an einer Sprachschule eingeschrieben, um des Englischen noch etwas besser habhaft zu werden, doch "Rip-Off-London" zwingt ihn dazu, drei Jobs anzunehmen, um sich über Wasser halten zu können. So treffen wir seinen Freund Kazim, bei dessen Kebapstand Hasan aushilft und der ihm eine Anstellung in einem Supermarkt verschafft. Der Besitzer Ali, schickt Hasan ins Cafe Cyprus zum Schuldeneintreiben und hier trifft der Berliner Türke auf türkische und griechischer Zyprioten, die hier die Zypernfrage diskutieren. In Alis Markt trifft er dann auch auf die Modestudentin Hannah, mit der er, nach langem Hin und Her, eine Beziehung beginnt. An seiner Sprachschule trifft er auf Betty, die auch aus Berlin kommt und mit ihrem Freund Khan, einem Künstler, verkauft er fortan alte Mäntel auf dem Portobello Market.

Yadé Kara ist mit ihrem zweiten Roman "Cafe Cyprus" ein absoluter Kultroman gelungen. Ihre Charaktere strotzen vor Leben, sind liebevoll und liebenswert gezeichnet, ohne dabei an Ecken und Kanten zu verlieren. Die Geschichte und das Setting in London sind so bildhaft beschrieben, das man regelrecht hineingesogen wird und mittendrin ist, in diesem multikulturellen Schmelztiegel der britischen Insel. Kara hat ihren literarischen Finger am Puls der Zeit und beschreibt das neue London mit den neuen Einwohnern, die halt oft auch einen Migrationshintergrund haben, nicht weiter verwunderlich bei einer so großen Kolonialmacht, wie es Großbritannien einst gewesen ist. Die Sprache ist frech und auf den Punkt - hier steckt viel von der Berliner Kodderschnauze im neuen Londoner Hasan und erstaunlicherweise auch in allen anderen Charakteren, aber mal ehrlich: Sind wir nicht alle ein bisschen Berlin?
Die Geschichte wird nicht nur durch das Setting authentisch, sondern auch durch die türkische (mit Übersetzung) und englische Sprache (hier ohne Übersetzung), die Yadé Kara immer wieder verwendet.
Neben der Liebe und der Londoner Lebensart, wird hier auch eine Annäherung an das Thema der Zypernfrage gewagt. Die Männer im Cafe Cyprus sind Türken und Griechen, die trotz des Konflikts zum großen Teil friedlich miteinander leben. Das ist etwas, das auch ich während meiner Zeit in London erlebt habe. Ich habe bei einer griechischen Zypriotin gelebt, die mit dem Konflikt ihren Freden gemacht hat. Sie hatte die Einstellung, dass man auch gut miteinander leben kann.
Der Roman ist fantastisch und ein echtes Schmuckstück.
10 von 10 Punkten.

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