"Augenblick, verweile" von Hans Henning Paar

Am vergangenen Freitag fand die umjubelte Premiere von „Augenblick, verweile“, dem vorerst letzten Stück von Hans Henning Paar, statt. Es ist Paars letzte Arbeit als Chefchoreograph am Gärtnerplatztheater, bevor er in der kommenden Spielzeit die Leitung des Tanztheaters Münster übernimmt. Ein Abend mit nicht oft gespielten Stücken von Tschaikowsky, verpackt in wundervolle, anmutige und berührende Bilder, die den Akteuren immer wieder die Gelegenheit bieten, ihr Talent und ihre Begeisterung für den Tanz zum Ausdruck zu bringen. Das Bühnenkonzept von Hanna Zimmermann und Isabel Kork, die auch für die Kostüme verantwortlich zeichnet, ist modern und verspielt, spartanisch und doch prunkvoll. Wie die Dissonanz, die wohl in Tschaikowskys Brust herrschte, hervorgerufen durch seine homosexuelle Neigung, die er nie ausleben konnte, ist das Stück eine Hommage an eben diese Dissonanzen des Lebens – so wechseln sich Bilder voller Sehnsucht mit solchen voller Freude und Energie ab, so gibt es erfüllte und enttäuschte Liebe im Überfluss. Ich fand bereits in der Werkseinführung den ewigen Verweis auf die unausgelebten homosexuellen Neigungen Tschaikowskys sehr anstrengend und vermutete das Schlimmste, die Inszenierung betreffend. Allerdings wurde ich mehr als positiv überrascht. Das wohl beste Bild, ist das zehnte - „Schwanensehnsucht“. Hier geht es um die Zerrissenheit eines Mannes zwischen einer Tänzerin und einem Tänzer. Noch nie habe ich diesen Konflikt so berührend umgesetzt gesehen. Die Leistung aller Tänzer ist beeindruckend voller Leidenschaft und Freude am Tanz. Ein Abend, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Copyright: Lioba Schöneck Staatstheater am Gärtnerplatz

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