"Jane the Quene" von Heiko Dietz

Mit "Jane the Quene" nimmt sich Schauspieler, Intendant, Regisseur und Autor Heiko Dietz nach "Johanna die Wahnsinnige" erneut einem historischen Stoff an und bringt diesen in eine bühnenreife Fassung.

Das Stück dreht sich um die nur Tage währende Regentschaft von Jane Grey, die Intrigen, die sie an die Macht gebracht haben und die Fehler der Verschwörer, die nicht nur Jane letztendlich den Kopf gekostet haben.

Mit "Jane the Quene" ist Dietz hier wahrlich ein Meisterwerk gelungen. Sprachlich und von der Dichte des Stückes hat es mich sofort gefangen und in seinen Bann gezogen. Der Autor versteht es genau, das richtige Gleichgewicht zwischen dem tragischem Ernst der Geschichte sowie den Intrigen und dem Witz der einzelnen Figuren zu finden.
Für die Umsetzung seines Stückes hat sich Dietz mit Dramaturgin Carmen Panknin zusammen getan, mit der er schon bei seinen letzten Stücken erfolgreich gearbeitet hat. Auch hier war dies eine gute Entscheidung.
Eine besonderer Glücksgriff ist dem Regisseur bei der Besetzung gelungen. Mit Nina Steils, in der Hauptrolle der Jane, hat er ein junges und frisches Talent gefunden. Durch ihre emotionale Spielweise reißt Steils das Publikum mit sich.
Schön ist, dass trotz der eindringlichen Darbietung der jungen Königin auch die restlichen Ensemblemitglieder strahlen können, was nicht zuletzt auf die textliche Vorlage von Heiko Dietz zurückzuführen ist.
Christa Pillmann in der Rolle der Maria Tudor, hat mit der Zeile "In der Tat" den Running Gag des Abends auf ihrer Seite, setzt diesen aber so trocken, dass er nicht ins Lächerliche abdriftet, sondern noch immer königlich glänzt.
Sacha Holzheimer und Bernd Dechamps, die die intriganten Eltern von Jane Grey spielen, ergänzen sich in ihrem Spiel hervorragend. Holzheimers Darstellung der trauernden Mutter zu Beginn des Stücks ist ebenso grandios, wie Dechamps verzweifelter Vater kurz vorm Schafott. Wenn ihnen dann noch Konrad Adams (unter anderem) in der Rolle des Lord Dudley gegenübersteht, ist das Vergnügen der Zuschauer groß, da man hier einfach die Chemie zwischen den Darstellern spürt. Die Mimik und Gestik ist im Zusammenspiel sehr überzeugend.
Adams ist hoch anzurechnen, dass er sowohl den intriganten Dudley, als auch den sanften Gefängniswärter gleichermaßen greifbar präsentiert.

Zwei weitere junge Schauspielerinnen überzeugen in den Rollen der Elisabeth Tudor und Katherine Parr.
Nadine Münger hat ihre große Stunde in der Rolle der Elisabeth zum Ende des Stückes, als ihr ihre Gefährtin Jane begegnet. Ihr ganze Erscheinung spiegelt ob des Verlustes ebenso viel Schmerz wie königliche Würde wieder und führt den Zuschauer so auch in die Gefühlswelt der späteren Königin.
Sarah Schuchardt hat in ihrer Rolle als Mrs. Ellen nur wenig Gelegenheit ihr Talent zu beweisen und ist lediglich als Stütze im Stück zu verstehen. Ihren Glanzmoment hat sie in der zweiten Rolle als Katherine Parr. Anfänglich liebevolle Erzieherin von Jane und Elisabeth, zeigt sie in einer Traumsequenz von Jane noch mehr Facetten, dieser sanften letzten Ehefrau von Heinrich VIII.
Zwei absolute Highlights des Ensembles sind für mich Christian Streit und Markus Fischer.
Markus Fischer, weil er jede seiner fünf Rollen hervorragend und pointiert setzt. Am besten gefällt er mir im Zusammenspiel mit Christa Pillmann. Dass er aber so unterschiedliche Rollen in einem Stück so meisterhaft darstellt, adelt ihn und erhebt ihn in königliche Reihen, in die seine Figur des Thomas Seymour es nicht geschafft hat.
Christian Streit hat in diesem Stück die Lacher auf seiner Seite. Auch er zeigt sich, wie sein Kollege Fischer, äußerst wandlungsfähig. Wenngleich sowohl Johannes von Ulm als auch Guildford Dudley Witzfiguren sind, so spielt er diese doch sehr unterschiedlich und allein der Schweizer von Ulm ist eine Reise in das Theater wert.
Vom Theater...und so fort ist man Produktionen mit Leidenschaft und schauspielerischer Glanzleistung gewöhnt, dieses Stück ist aber vielleicht das herausragendste, das ich in diesem Jahr dort gesehen habe.

Eine Appell an Heiko Dietz: Gib Deine Stücke doch bitte mal als Buch raus.

An meine Leser gilt der Appell: Nutzt die Zeit, die ihr habt und geht in dieses Stück!

Auf der Website des Theater...und so fort findet ihr die Spielzeiten und nähere Infos zum Stück
Copyright Bilder: Paul Meschuh, zur Verfügung gestellt vom Theater...und so fort

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