Das Filmfest ist vorbei - lang lebe das Filmfest!

Gestern ist das Filmfest München mit einer fulminanten Abschlussfeier zu Ende gegangen. Ich selbst hatte mir 45 Filme vorgenommen. 22 davon habe ich schlussendlich geschafft.
Hier nun mein abschließender Bericht zum 29. Münchner Filmfest.

Das Münchner Filmfest ist das Filmfestival, das den Zuschauern am meisten am Herz liegt, denn als Zuschauer, und das merkt man bei jeder Veranstaltung, ist man auch den Veranstaltern dicht am Herzen. Auf welchem anderen Festival ist es denn bitte möglich John Malkovich oder Charlotte Rampling mal aus geringster Entfernung Fragen zu stellen ohne horrende Eintritte gezahlt zu haben. Das Filmfest München ermöglicht dies nicht nur den Fachbesuchern, sondern auch dem regulären Publikum. Auf Du und Du mit dem Filmvolk könnte man hier sagen und das macht einen großen Teil des Charmes und der Herzlichkeit des Münchner Festivals aus.
Ich hoffe, dass dies auch so bleibt wenn Diana Iljine am 04.07.2011 die Festivalleitung vom bisherigen Leiter Andreas Ströhl übernimmt, der den Münchnern in den letzten Jahren sehr ans Herz gewachsen ist. Unter Ströhl habe ich das Filmfest schätzen und lieben gelernt und tat hier meine ersten professionellen Schritte auf dem Journalistenparkett ohne meine Mentorin. Ströhl hat aber nicht nur mir diese Möglichkeit eröffnet, mehr über Filme und das Filmemachen zu erfahren, sondern hat mit seinem ausgezeichneten Team in den Filmmakers Live-Sessions, den Gesprächen vor und nach den Filmen, den Treffen in der Filmlounge immer wieder Filmbildung unter die Menschen gebracht. Damit erfüllt das Filmfest wahrscheinlich mehr den Bildungsauftrag, als unsere öffentlich rechtlichen TV Sender in der letzten Zeit, wo es sich vermehrt um Kochsendungen und Sport zu drehen scheint.
Ein paar Knackpunkte gab es bei diesem Filmfest dann doch.
Am ersten Tag, dem Freitag gibt es eigentlich in jedem Jahr Probleme für die Journalisten, die die Akkreditierungsgebühr noch nicht bezahlt haben und dies am Schalter im Gasteig nachholen müssen. Ich habe es in jedem Jahr seit 2006 so erlebt, dass die Maschine für die Kartenzahlung nicht funktionierte und so war es auch in diesem Jahr. Ich lasse die Akkreditierungsgebühr ja immer direkt von Konto abbuchen, das finde ich viel komfortabler. Warum also reagieren die Organisatoren hier nicht und bieten die Barzahlung an? Wäre vielleicht eine Anregung für's nächste Jahr, auch wenn ich nicht weiß, inwiefern dies umsetzbar ist.
Ein kleiner Kritikpunkt von Seiten der Presse waren die PVs am Morgen. Wo Filme, bei denen man schnell ein großes Interesse der Fachpresse voraussehen konnte immer in den kleinen Säalen gezeigt wurden, während in den großen Kinosäalen die deutschen Koproduktionen liefen. Mir hat auch dies nichts ausgemacht, weil man einfach dementsprechend früh da sein sollte, aber es sorgte für negative Stimmung und für den Vorwurf, dass diese Filme bewusst in kleine Kinos gelegt wurden, um das Fachpublikum in die deutschen Produktionen zu lotsen. Was da nun Wahres dran ist, können wahrscheinlich nur die Veranstalter abschließend und komplett beurteilen. Ich fand die negative Stimmung, die dies ausgelöst hat sehr störend und habe mich immer gefragt, warum man sich nicht einfach den anderen Film angeschaut hat. Alle Filme schafft man doch so und so nicht und das Filmprogramm war in diesem Jahr ganz ausgezeichnet. Ich hätte von den 237 Film mindestens 150 sehr gern und noch mal 40 gern gesehen. Und das ging den Quänglern, die zu spät kamen bestimmt auch so.
Mein Appell an meine Kollegen von der Fachwelt: Bitte kommt doch einfach frühzeitig oder streitet Euch wenigstens nicht mit dem Kinopersonal, die machen doch auch nur ihren Job und Ihr könnt ja zur Not auch die Screeningplätze im Gasteig belegen.
Was ich wirklich etwas schade finde, ist dass auch in diesem Jahr die Kinos noch nicht auf gesundes Essen eingestellt waren. Es wäre doch so einfach ein bisschen geschnittenes Obst und Gemüse anzubieten - würde weggehen wie warme Semmeln, grade beim Fachpublikum, das im Durchschnitt 4 Filme pro Tag sieht und zwischendrin immer Veranstaltungen hat - da kommt das gesunde Essen wirklich zu kurz, aber man kann ja selbst was ins Kino schmuggeln und immerhin gibt es mittlerweile in einigen Kinos sogar Brezen und Kaffee.
Meine Filme:
  • London Boulevard
  • Atmen
  • Hesher
  • Trust
  • Michael
  • Kleine wahre Lügen
  • Casino Jack
  • Meek's Cutoff
  • Guilty of Romance
  • Kasimir und Karoline
  • Living in Oblivion
  • Return
  • Barney's Version
  • Wasted on the Young
  • Die Räuberin
  • Weihnachtsmann Junior
  • Rabbit Hole
  • I am Slave
  • Die Verführerin Adele Spitzeder
  • Im Weltraum gibt es keine Gefühle
  • Confessions
  • The Look - Charlotte Rampling
Zwischendurch noch Swedish Filmmakers Live und das Q&A mit John Malkovich in der Black Box.
Dann war ich am Mittwoch so fertig, dass ich einen ganzen Tag Filmfest geschwänzt habe und diesen lieber in der Therme Erding zum Entspannen verbracht habe. Dafür ging es dann aber wieder gestärkt in die restlichen Vorstellungen. So ein Entspannungstag ist eine echte Empfehlung. Im nächsten Jahr plane ich das aber besser. Ein Tag Therme vor und einer nach dem Filmfest sollten den gleichen Effekt haben.
Das Filmfest ist zwar für dieses Jahr vorbei, für mich geht es aber doch noch ein bisschen weiter, wenn ich all meine Gedanken zu den Filmen aufschreibe und Euch hier zum Lesen bereitstelle.
Das Filmfest und die Menschen, die ich dort getroffen habe, haben in mir wieder so viele kreative Energien freigesetzt, dass ich gar nicht weiß, wohin damit. Ich gehe auf jeden Fall mit vielen Ideen in die Zeit bis zum nächsten Filmfest München, dem 30ten im Jahr 2012.
Bildrechte: Internationale Münchner Filmwochen GmbH

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