London Boulevard

Mitchell ist frisch aus dem Knast raus und will nur eins: Raus aus der Gangsterszene. Das gestaltet sich jedoch etwas schwierig, da er sein ganzes Leben nur dieses Milieu kannte. Wie gut, dass er auf einer Party jemanden trifft, der ihm einen Job bei der Schauspielerin Charlotte vermittelt. Charlotte ist in einer Krise und fühlt sich von den Paparazzi bedroht, die ihr Haus belagern. Gemeinsam mit Jordan, ihrem guten Freund, der ebenfalls Schauspieler und dauer-stoned ist, lebt sie in einem Haus im eleganten Holland Park. Mitch bekommt bei ihr einen Job als Hausmeister und Bodyguard. Doch Gant, ein Gangsterboss vom Kaliber des Paten, lässt ihn nicht aus seinen Klauen. So muss Mitchell widerwillig immer wieder kleine Aufträge mit seinem alten Kumpanen Billy erledigen. Als sein alter Freund, der Obdachlose Joe brutal ermordet wird, schwört Mitchell blutige Rache, doch alles kommt anders und schon bald befinden sich Mitchell und Jordan in einem Strudel aus blutiger Rache, Drogen und Gewalt um Mitchells Schwester Briony und vor allem Charlotte zu beschützen, in die sich Mitch verliebt hat.

Schon in den ersten Minuten schickt einen der Soundtrack in das hippe London. William Monahans Debütfilm als Regisseur ist schnell, hip und packend wie die britische Hauptstadt selbst. Mit dem Gespür eines Drehbuchautors setzt er die Schauspieler in die Geschichte und achtet auf die Story, die dem gleichnamigen Buch von Ken Bruen nachempfunden ist.
Besonders herausragend sind die Performances der Nebendarsteller Anna Friel, als Mitchells drogen- und lebenssüchtiger Schwester Briony, und David Thewlis, als drogensüchtiger Jordan. Anna Friel ist bezaubernd und so düster, wie man die "Pushing Daisies"-Darstellerin in unseren Breiten nicht kennt. Und David Thewlis ist wohl einer der unterschätztesten Schauspieler, die es momentan gibt. Bitte stempelt ihn nicht ab, nur weil er in den kommerziellen Harry Potter Filmen mitgewirkt hat. Er ist unglaublich talentiert und versteht es, sich neben Colin Farrell zu behaupten. Seine Darstellung des Jordan ist tiefsinnig und abgedreht zugleich und ein echter Gewinn für den Film.
Auch Colin Farrell kann als nachdenklicher und düsterer Gangster auf dem Weg in ein moralisches Leben glänzen. Er spielt sehr facettenreich von brutal über verletzlich zu gleichgültig und das alles so cool wie London selbst. Seine Filmpartnerin Keira Knightley spielt allerdings blasser als sonst. Ja ihre Darstellung des scheuen Rehs ist gut, aber bei weitem nicht überzeugend, was mich sehr enttäuscht, denn ich war immer ein großer Fan. Charlotte sagt irgendwann über Schauspielerinnen, dass diese nur dazu dienen, den männlichen Hauptdarsteller seine Geschichte erzählen zu lassen, leider gelingt Knightley dies nicht.
Mein Lieblingszitat stammt aus einer Szene zwischen Thewlis und Farrell.

Mitch betritt das Haus und grüßt Jordan. Dieser sagt: I was just getting high! Mitchell: Of course you were, it's 6 a.m.!
Alles in allem, ist dieser Film kurzweilig und ergreifen, besonders das Ende, in dem einem mal wieder vor Gesicht geführt wird, dass Menschen, anderen Menschen weh tun wollen.
Ich habe diesen Film auf dem Filmfest gesehen, ob er in die deutschen Kinos kommt, ist noch unklar. Auf britische Import-DVD oder BluRay ist der Film allerdings bereits erhältlich.
9 von 10 Punkten
Copyright: GK Films

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