Black Swan

Die Oscar-Nominierungen werden am 25.01.2011 bekannt gegeben und ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich Euch sage, dass Natalie Portman für Ihre Darstellung der Tänzerin Nina, mit dabei ist.
Der Film "Black Swan" läuft am 20.01.2011 in den deutschen Kinos an - Zeit genug also, um sich selbst bis zu den Oscars ein Bild von Portmans Schauspielleistung zu machen.
Nina (Natalie Portman) tanzt in der New Yorker Ballet Company und wünscht sich nichts sehnlicher als die Hauptrolle in der Neuproduktion von "Schwanensee" zu tanzen.
Die bis dahin agierende Primaballerina (Winona Ryder) soll in der neuen Saison ausgetauscht werden und der Direktor der Compagnie (Vincent Cassel) favouritisiert Nina für die schwierige Doppelrolle. Als weißer Schwan ist sie auch die perfekte Besetzung, nur die Leidenschaft und das Feuer des schwarzen Schwans kann sie nicht zeigen, anders als die neue Tänzerin Lily (Mila Kunis), in der Nina bald eine starke Konkurrentin hat.
Ihr Perfektionismus treibt Nina fast in den Wahnsinn, so hart trainiert sie - sie beginnt in Tagträume und Halluzinationen abzudriften, kann aber den schwarzen Schwan aus ihrem Inneren zu Tage befördern und tanzt eine wundervolle Vorstellung, doch zu welchem Preis...

Ich habe von dem Trailer sehr viel erwartet und wurde was die Bildgewalt und die Tansszenen angeht auch nicht enttäuscht. Ansonsten ging ich aus diesem Film jedoch mit gemischten Gefühlen.
Der Film hat zwei Ebenen, die "Nina"-Ebene und die "Schwanensee"-Ebene. Vorrangig ist die normale Story, also die Geschichte von Nina, die Darsteller spielen aber auch Rollen aus Schwanensee. Nina ist der weiße Schwan. Lily der schwarze Schwan. Beth, die alternde Tänzerin, ist der sterbende Schwan. Ninas Mutter (Barbara Hershey) ist die Königin Mutter, die etwas sehr Kontrolliertes und Kontrollierendes an sich hat. Thomas Leroy schließlich hat eine Doppelrolle er ist der böse Zauberer, aber auch der Prinz - nur leider ließ ihm Regisseur Darren Aronsofsky nicht den Raum, den er für eine derartige Darstellung gebraucht hätte.
Die schauspielerische Leistung der Mimen, allen voran natürlich Natalie Portman, die eine zugleich unglaublich zarte, zerbrechliche und eine dunkle, ehrgeizige, neurotische und wahnsinnige Nina zeigt. Ihre Präsenz ist schier unglaublich. Endlich einmal wieder eine Rolle, in der sie aufgeht und die ihr wie auf den Leib gegossen scheint.

Ein kurzes aber eindrucksvolles Gastspiel gibt auch Winona Ryder als alternde Primaballerina Beth. Sie zeigt uns hier einmal mehr ihr Talent und dass gutes Spiel nicht mehr als zwei, drei Szenen braucht. Es bleibt zu hoffen, dass ihr diese Szenen ein Comeback im Filmgeschäft bescheren.
Zu wenige Szenen hat Vincent Cassel, der den Ballett-Direktor zwar perfekt verkörpert, aber dennoch als einziger Mann zu wenig Bildschirmzeit bekommen hat. Sein Spiel ist verführerisch und streng, leidenschaftlich und herablassend - gewohnt gekonnt eben.
Die Tanzszenen sind sehr schön choreographiert. Sie reichen vielleicht nicht an das Bolshoi Ballett heran, bedenkt man jedoch, dass die beiden Hauptdarstellerinnen keine professionellen Tänzerinnen sind, ist es geradezu grandios. Die Musik tut natürlich ihr Übriges dazu. Die Neubearbeitung der Stücke von Tschaikowsky durch Clint Mansell ist ausnahmslos gelungen.
An Darren Aronsofsky scheiden sich die Geister. Ich mag die Bilder, die er in seinen Filmen inszeneriend zeichnet, bei diesem Film muss ich ihn aber tadeln. Er konnte sich wohl schlicht und ergreifend nicht entscheiden, ob er nun einen Horrofilm (in diesem Film gibt es wirklich extrem platte Schockeffekte), einen Thriller (es gibt aber auch tolle Effekte - Nina begegnet sich selbst, etc.) oder ein Drama drehen wollte. Ein Drama mit Thrillereinflüssen, gern - einen Thriller mit Horroreffekten, auch gut - aber alle drei Filmgenres in einem Film - das ist dann wohl doch ein wenig zu viel des Guten.
Das Filmvergnügen ist also etwas getrübt, bei weitem aber noch größer als bei 0/8/15-Blockbustern, deshalb bekommt der Film von mir, vor allem für die überragende Natalie Portman, 8 von 10 möglichen Punkten.
Bildrechte: 20th Century Fox

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