Die Tribute von Panem - Mockingjay - Part 1

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Katniss und Peeta sind zurück in der Kinowelt, allerdings nicht mehr im gewohnten Doppel, aber das war ja schon mit dem Ende von "Catching Fire" bekannt.

Katniss Everdeen und Finnick Odair sind in Distrikt 13 angekommen. Während Katniss sich langsam an die neuen Lebensumstände unter der Erde in "13" anpasst, hat Finnick ziemliche Schwierigkeiten in der Eingewöhnung. Katniss soll das neue Gesicht der Rebellion werden, doch die Spiele und der Verlust Peetas haben ihren Kampfgeist nahezu gebrochen. Eine Reise in den zerstörten Distrikt 12 und ein Lebenszeichen von Peeta lassen den Funken wieder heller und heller werden und so wird Katniss zum Mockingjay der Rebellion. Nachdem ihr Studioarbeit nicht liegt, wird ihr ein Kamerateam zur Seite gestellt und gemeinsam mit einem Trupp Soldaten aus Distrikt 13, zu dem auch ihr Freund Gale gehört, geht Katniss an die Front. Ihr Erscheinen hat jedoch fatale Auswirkungen, die selbst die Mauern der unterirdischen Festung von Präsidentin Coin (Distrikt 13) erschüttern. Was passiert mit Peeta? Wie kann man Präsident Snow (Capitol) besiegen? Welche Absichten verfolgt Präsidentin Coin? Und wieso schauen die Hunde in Distrikt 12 eigentlich so unglaublich gesund und unbeschadet aus?...
...All diese Fragen werden nicht oder nur im geringsten Ansatz beantwortet. Etwas Anderes kann man von einem zweigeteilten Film auch kaum erwarten. Wer also mit der Absicht ins Kino geht, eine in sich geschlossene Geschichte zu sehen, wird bitter enttäuscht.
Auf dem Blog eines Freundes kann man einen leidenschaftlichen Verriss lesen. Ganz so leidenschaftlich möchte ich hier weder einen Verriss noch eine Verteidigung schreiben, werde aber auf ein paar Punkte des Blogartikels eingehen und auch noch weitere Punkte erläutern.
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  1. Die Unsitte fremdsprachige Film(unter)titel willkürlich oder nur teilweise zu übersetzen
    Zu allererst sei hier einmal erwähnt, dass der Schreiber von "It's all happening" die Bücher zu "Die Tribute von Panem" nicht gelesen hat - ich schon. Für Leser dieses Blogs, die die Bücher ebenfalls nicht kennen, hier mal die Originaltitel im Deutschen
    Band 1: Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele
    Band 2; Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe
    Band 3: Die Tribute von Panem - Flammender Zorn
    Wäre es nach mir gegangen, hätten die Filme die deutschen Untertitel verwendet und sich von den englischen Titeln verabschiedet. Dass man Mockingjay nicht in Spotttölpel übersetzten und damit Werbung machen will, kann ich verstehen. Was ist aber an "Flammender Zorn" auszusetzen? Wäre es nicht vielleicht sogar die bessere Wahl gewesen? Immerhin erwacht Katniss' Zorn in diesem Film ja wieder zu alter Stärke und bringt die Rebellion zum Leuchten.
  2. Die Unsitte aus dem letzten Teil einer Romanverfilmung zwei Filme zu machen
    Hallo? "Der Hobbit" ist ein Buch und wir haben drei Filme bekommen. Nun lass mal die Kirche im Dorf. Wenngleich ich mit der Zweiteilung von Büchern für die Vermarktung im Kino nicht einverstanden bin, kann man dies dem Film nicht vorhalten. Wirtschaftlich kann man das sogar sehr gut nachvollziehen, immerhin möchte ein Studio ja auch seine Kosten einspielen und die Zahlen am Ende der Trilogie sehen halt mit vier Filmen noch gigantischer aus, als mit nur drei Filmen. Ich persönlich bin der Meinung, man hätte aus dem letzten Band lieber einen dreieinhalb Stunden Film machen sollen als zwei Filme, denn auch für mich hatte der Film einige Längen, allerdings muss man die Entscheidung der Filmmacher, die Handlung auf zwei Filme auszudehnen ja nicht unterstützen. Keiner ist gezwungen, sich die Filme anzusehen. Wir alle können uns frei dafür oder dagegen entscheiden.
  3. Wir kriegen nur eine halbe Geschichte - einen inhaltslosen Film
    Nun das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Es ist eine halbe Geschichte ... oder vielmehr der Anfang vom Ende einer großen Geschichte.
    Die Geschichte von "Die Tribute von Panem" ist eine in sich geschlossene, über drei Bände erzählte Geschichte. Dementsprechend hätte sich der Schreiber von "It's all happening" auch schon beim ersten oder zweiten Teil über eine nicht abgeschlossene Storyline aufregen können. Dass dies gerade jetzt zum Tragen kommt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Muss an dem "Part 1" liegen. Dass hier jedoch ein inhaltsloser Film vorliegt, kann ich nur komplett von der Hand weisen. Es ist ein leiser Film, der im Gegenteil zu den beiden vorherigen mit nur wenigen Actionsequenzen auskommen muss und diese sind weniger bunt und phantasievoll als alles, was wir in den beiden ersten Teilen gesehen haben. Das ist aber der Entwicklung der Geschichte geschuldet. Wir (die Zuschauer) befinden uns in einer neuen, uns unbekannten Welt - dem Distrikt 13, den alle als zerstört und nicht mehr vorhanden ansahen, der aber unter der Oberfläche existierte. Es ist ein Distrikt der Waffen und Soldaten. Also wird es automatisch dunkler, strukturierter und strenger. Es gibt wenig Farben und die Flüchtlinge aus Distrikt 12, die "geretteten Tribute" Finnick und Katniss und die Sympathisanten aus dem Capitol müssen sich mit den neuen Gegebenheiten und dem neuen militärischen Umfeld erst einmal vertraut machen. Auch das ist Inhalt, aber einer, der in den Zwischentönen übertragen wird. In den kleinen Momenten. Wenn zum Beispiel der Paradiesvogel Effie Trinket gegen das Grau und die Uniformität der Mode ankämpft durch Kopftuch, Brosche oder Sonnenbrille. Kämpfe für das, was Dich ausmacht in einer Welt, die genau diese Punkte ausmerzen will - das ist kein Inhalt? Haymitch, der sich dem kalten Entzug stellen muss - etwas, das man meiner Meinung nach noch sehr viel detaillierter hätte darstellen sollen. Finnick, der vor lauter Verzweiflung und Schmerz in seiner eigenen Welt gefangen ist. Und zu guter Letzt Katniss, die ihren Schmerz, die Verzweiflung und die Autoritätsprobleme hinten anstellen soll, um für eine Sache zu kämpfen, die zwar richtige Ansätze zeigt, die sie aber nicht bewusst in Gang gebracht hat.
  4. Jennifer Lawrence als Einzige hervorgehoben
    Gibt es wirklich nur Jennifer Lawrence? Oder entgeht meinem geschätzten Kollegen hier vielleicht der ein oder andere Schauspielmoment der Ensembledarsteller?
    Es gibt zum Beispiel einen Moment in Distrikt 12 wo Katniss und ihr Team eine Pause nach den Propos machen und Pollux, der Avox Kameramann, sie bittet zu singen. Ein echter Scene-Stealer-Moment, denn auch wenn Jennifer Lawrence toll ist in dieser Szene, ist es doch Elden Henson, als stummer Kameramann, der die Emotionen in die Szene bringt - und zwar ohne sich der Einfachheit zu bedienen, sich nur auf das stumme Schicksal der Avoxe. Er zeigt den Schmerz, aber er zeigt auch die kindliche Freude, die sich seine Figur im Herzen bewahrt hat. Die Freude nach vielen Jahren in den Kanälen des Capitols nun an der frischen Luft zu sein. Es ist erstaunlich - diese Szene hat mich im Kino sehr bewegt, es wird mir aber erst jetzt bewusst, wie sehr Elden Henson seine Figur verstanden hat, um all diese Informationen für mich (als Leser, der die Hintergründe des Charakters kennt) zu transportieren.
    Oder nehmen wir Sam Claflin, als Finnick Odair, der in der Krankenstation immer wieder wie in einer anderen Welt Knoten auf Knoten auf Knoten bindet und dabei so verstörend aussieht, dass einem Angst und Bange wird. Der im Gespräch mit Katniss die Ausweglosigkeit ihrer Situation sieht und in Worte fasst, was Katniss sich nicht einzugestehen wagt.
    Und natürlich Josh Hutcherson, als Peeta Mellark, der den langsamen "Verfall" seiner Figur zeigen muss, obwohl sein Text das Gegenteil predigt.
    Jennifer Lawrence ist eine tolle Schauspielerin - ohne Frage - man sollte über dem strahlenden Oscar Stars aber nicht den Rest des beeindruckenden Ensembles vergessen, die so perfekt gecastet sind, dass sie auch den düsteren Distrikt 13 zum Strahlen bringen können.
  5. Katniss Everdeen erlebt keine Weiterentwicklung, sonder ist passiv, zögernd und zweifelnd
    Wollen wir uns doch noch mal vor Augen führen, was Katniss in den beiden bisherigen Teilen so passiert ist. Sie hat an zwei Spielen teilgenommen, bei denen sie töten musste, um zu überleben. Sie hat in Präsident Snow einen großen Gegner gefunden, der nicht nur sie, sondern auch ihre Familie und Freunde bedroht. Sie hat sich verliebt und diese Liebe auf tragische Weise verloren. Man hat sie von Peeta getrennt und dabei wurden sie beide betrogen von einer Person, der sie ihr Leben anvertraut haben. Ihre Heimat wurde vernichtet. Verletzt und gebrochen kommt sie also in Distrikt 13 an und mein Freund von "It's all happening" fragt sich nun wirklich, warum sie passiv, zögernd und zweifelnd ist?
    Ich finde genau durch die passive, schwache und verletzliche Art erfährt ihre Figur eine Weiterentwicklung. Bislang musste sie für ihre Familie oder sich selbst eintreten, konnte sich aber auf Menschen in ihrem Umfeld verlassen. Nun hat ihr Mentor sie betrogen und auch ihr Freund Gale scheint in den Aufstand verwickelt zu sein. Katniss fühlt sich allein und verloren. Sie braucht eine Weile, um den Funken in ihr wieder zum Kampf zu schüren. Schlussendlich gelingt ihr dass. "It's all happening" kritisiert, dass Katniss nicht am "Schlusskampf" teilnimmt. Das wäre etwas zu einfach, dann wäre ja schon dort klar gewesen, was mit Peeta passiert ist und das würde nun doch zu sehr vom Buch abweichen.
  6. Der Cliffhanger wirkt ein wenig verzweifelt
    Das kann ich jetzt gar nicht nachvollziehen. Ich hätte den Cliffhanger mit der Attacke auf Katniss enden lassen, ohne zu erklären, was dazu geführt hat. Für mich hat der Cliffhanger zu viel von der Geschichte des kommenden Films preisgegeben. Wir wissen schon jetzt was mit Peeta passiert ist. Das finde ich eigentlich schade.
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Für mich ist "Mockingbird - Part 1" eine gelungene Episode einer großartigen Geschichte, die auch in den eher dunklen Perioden durch Schauspiel, Story und Art-Design überzeugen kann und die Weichen für einen fulminanten Abschluss im kommenden Jahr stellt. Ich kann kaum erwarten mit den Charakteren ins Capitol einzuziehen und im nächsten Teil vielleicht auch ein bisschen mehr von der Beziehung zwischen Haymitch und Katniss zu sehen.

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