„Die Götter weinen“ von Dennis Kelly

Colm, CEO einer großen Firma, legt sein Amt nieder und übergibt die Firmenführung an die beiden verfeindeten Manager Catherine und Richard. Seinen eigenen Sohn Jimmy übergeht der abgebrühte Patriarch komplett, da er ihn für zu schwach hält. Sofort entbrennen im Unternehmen Machtkämpfe, die an die großen Kriege erinnern, während Colm sein neues Ziel einer besseren Welt in der dritten Welt verfolgt. Doch auch dort holen ihn sein früheres Machtgehabe und sein daraus resultierendes Erbe gnadenlos ein. Zuletzt findet er einen kleinen Augenblick des Glücks ausgerechnet in den Armen der Tochter seines früheren Konkurrenten, dessen Leben er auf dem Gewissen hat.

So interessant der Inhalt auch erscheint, schafft es Dušan David Pařízek leider nicht, beim Publikum Spannung zu erzeugen. Die Darsteller die ganze Zeit an Wänden auf der Bühne sitzen zu lassen, mag kreativ gemeint gewesen sein, war für mich und viele der Zuschauer, die ich im Nachhinein befragte, jedoch sehr störend.
Die Schauspieler sind mit Sicherheit talentiert, leider ist es aber so, dass sie, mit Ausnahme von Johannes Zirner als Jimmy und Manfred Zapatka als Colm, mit ihrem Talent hinterm Berg halten. Auf der Bühne wirkte die Darstellung abwechselnd übertrieben und dann wieder blutleer und antriebslos. Sogar Sophie von Kessel, von der ich mir viel erwartet habe, versucht nur durch Schreien zu überzeugen, wobei gelebte Gefühle hier der bessere Weg gewesen wären.
Auch ansonsten funktioniert es eher durch Effekthascherei – wenn etwas nicht zieht, lassen wir die Leute ihre „Gefühle“ rausschreien, hilft das nicht, machen wir es blutiger (und blutig war es wirklich zu mehr als Genüge – Gott sei Dank mag ich den süßen Duft von Kunstblut am Abend) und wenn auch das nicht reicht, dann muss sich halt jemand ausziehen. Das alles ist so gewollt provokant, dass es mich schlicht langweilt.
Einzig Zapatka, Zirner und das Bühnenbild, das durch seine Art des Umbaus sehr kreativ war, konnten mich überzeugen.
Ich habe bislang sehr gute und gelungene Aufführungen im Residenztheater sehen können, leider gehört „Die Götter weinen“ nicht in diese Kategorie und ich hoffe, dass die nächsten Aufführungen wieder an alte Erfolge anknüpfen können.
Informationen zur Kartenbestellung und weiteren Vorstellungen findet Ihr auf der Homepage des Theaters.
Copyright: Tibor Bozi

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