"Der Dante Club" von Matthew Pearl

Verlag Hoffmann und Campe, 2003
1865 gründete der amerikanische Autor Henry Wadsworth Longfellow mit einigen Kollegen der schreibenden Zunft und dem Verleger J.T. Fields den Dante Club. Ein Club, der zur Übersetzung von Dantes „Göttlicher Komödie“ dienen sollte, die in den vereinigten Staaten nur im italienischen Original erhältlich war und aufgrund ihres mehr als katholischen Inhalts verpönt. Longfellow und seine Kollegen, unter Ihnen James Russel Lowell und Dr. Oliver Wendell Holmes, waren der unumstößlichen Ansicht, dass ein Buch nicht aufgrund der religiösen Ausrichtung einem Volk vorenthalten werden sollte. Natürlich bissen sie dabei im Bosten des ausgehenden 19ten Jahrhunderts auf Granit. Die Universität Harvard wollte die Veröffentlichung von Longfellows Übersetzung auf Gedeih und Verderb verhindern.
So weit die historisch überlieferten Fakten. Dass der Autor Matthew Pearl Amerikaner ist, lässt darauf schließen, dass die Übersetzung Dantes doch den Weg in die Bücherregale fand. In der Tat ist es so, dass Longfellows Übersetzung im damaligen Boston ein absoluter Hit wurde. In „Der Dante Club“ verbindet Pearl nun die historischen Fakten mit Fiktion und schafft damit einen spannungsgeladenen Historienthriller der Extraklasse.

Pearl nimmt uns mit in die Runde der Dante-Übersetzer, in ein Amerika, das nach dem Bürgerkrieg und der daraus resultierenden Skalvenbefreiung in sich zerrissen ist. Der Dichter und Übersetzer Henry Wadsworth Longfellow arbeitet an einem hoch ambitionierten Projekt. Mit anderen Schriftstellern, Harvard-Gelehrten und dem Verleger J. T. Fields hat er einen Zirkel ins Leben gerufen, der sich zum Ziel gesetzt hat, Dantes „Göttliche Komödie“ erstmals einem amerikanischen Lesepublikum zugänglich zu machen. Ein Unternehmen, dem die Universitätsleitung mit großer Skepsis gegenübersteht. Fürchtet man doch die fremden  literarischen Einflüsse nicht weniger als die ausländischen Immigranten. Die Arbeit des Dante Clubs kommt jäh zum Stillstand, als die Mitglieder erkennen, dass die bestialischen Bostoner Morde nach dem Muster der Höllenqualen in Dantes „Inferno“ begangen wurden. Von nun an – das wissen die Gelehrten – stehen nicht nur weitere Menschenleben auf dem Spiel, sondern auch ihr ehrgeiziges Übersetzungsprojekt. Um den Volkszorn nicht auf Dante und den Club zu ziehen, bleibt ihnen nur eine Möglichkeit: im Verborgenen nach dem Mörder zu suchen und ihm Einhalt zu gebieten. Fieberhaft versuchen sie, die nächsten Schritte des Täters vorauszuahnen, um dann doch wieder von ihm überholt zu werden. Noch wissen sie nicht, dass der Schlüssel zu den geheimnisvollen Morden dort liegt, wo sie ihn am wenigsten vermutet hätten.

E
in spannender Roman, der große Gestalten der amerikanischen Literatur und Fiktion miteinander verbindet und dem Zuschauer eisige Schauer über den Rücken laufen läßt.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd und die Charaktere gewinnen durch Matthew Pearl an Fleisch und Blut. Es ist fast so, als würde man den großen Literaten und Geschäftsmännern wahrhaftig begegnen. Ein schlüssiger und packender Roman, den ein Fan des Genres ebenso gelesen haben sollte, wie Liebhaber historischer Romane und großer amerikanischer Literatur.
Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.Titel: Der Dante ClubAutor: Matthew PearlVerlag: Hoffmann und Campe
S
eitenzahl: 478 Seiten
ISBN: 3455058809

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