X-Men - Der letzte Widerstand

Ist das wirklich alles?
Wer heutzutage nicht mehr an die Gesellschaft angepasst - also zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn - ist, hat es schwer und die meisten dieser Menschen streben bewusst oder unbewusst danach, sich dem gängigen Schönheitsideal anzupassen, um vom Rest der Gesellschaft nicht ausgegrenzt zu werden. Und nichts anderes als dieses Thema - die Angst der Menschen vor Personen, die anders als sie selbst sind, anders sind, als es Ihnen in den Medien immer wieder vorgegeben wird - ist die Grundlage für das X-Men-Universum. Dassdie Menschen sich auch heute noch sehr stark für die Geschichten der meist liebenswerten Mutanten interessieren, zeigt die nunmehr dritte Verfilmung der X-Men Comics.

Was wäre, wenn Du Dein Leben von heute auf morgen grundlegend verändern könntest? Was wäre, wenn Du normal sein könntest? - Dies sind die zentralen Fragen dieses Films.
Der Millionär Warren Worthington II. hat mit seinen Labors ein "Heilmittel" für Mutationen entwickelt. Ein Medikament, das das X-Gen komplett und endgültig unterdrückt. Sämtliche Mutanten, so auch sein Sohn Warren Worthington III. (Ben Foster), dessen Mutation sich in riesigen Flügeln und einem dementsprechend angepassten Körper zeigt, könnten als normale Menschen leben. Doch dieser Plan birgt auch Tücken, denn nicht jeder Mutant möchte seine Kräfte aufgeben. Die Versuchung alles, was anders ist und damit unter Umständen gefährlich sein könnte, auszulöschen, ist für die amerikanische Regierung zu groß und so wird aus dem Mittel sehr schnell eine Waffe, die gegen die Mutantenbevölkerung eingesetzt werden soll. Ein solches Vorgehen, das Genozid bedeutet, ruft den Mutanten Magneto (Ian McKellen), der bereits einen solchen Völkermord (Holocaust) überlebt hat, und seine Bruderschaft auf den Plan. Ein Krieg schein unvermeidbar. Doch kein Krieg ohne den Widerstand, in diesem Fall - Charles F. Xavier (Patrick Stewart) und seine X-Men, angeführt von der wetterbeherrschenden Storm (Halle Berry) und dem animalischen Wolverine (Hugh Jackman), die noch immer an ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Mutanten glauben. Der Krieg wird für die X-Men zu einer persönlichen Sache, denn Magneto hat eine unvergleichliche Wadder - Dark Phoenix, das unterbewusste Alter Ego von Jean Grey (Famke Janssen), die auf wundersame Weise den Vorfall am Alkali-Lake überlebt hat. Es beginnt ein Kampf der physischen, psychischen und emotionalen Kräfte, der viele Opfer fordert und in einem alles in den Schatten stellenden Showdown in Alcatraz und auf der Golden Gate Bridge gipfelt. Der Ausgang ist ungewiss, denn im tödlichen Endkampf stehen sich Wolverine und Jean Grey gegenüber ...
Der Hauptstrang der Storyline ist oberflächlich nicht sehr umfassend, aber stille Wasser sind ja bekannterweise sehr tief. So ist es auch in diesem Fall: "X-Men 3-Der letzte Widerstand" ist der wahrscheinlich packendste und emotionalste der X-Men Filme. Er nimmt sich einem Thema an, das leider noch immer aktuell ist: Hass dem Unbekannten gegenüber. Die Drehbuchautoren verstehen es dabei, Geschichten aus den Comics so umzusetzen, dess es auch Zuschauer verstehen, die noch keine dieser Handlungen kennen, dabei aber soviel Sorgfalt an den Tag zu legen, um die eingefleischten Fans nicht zu verärgern. Doch tauchen wir ein wenig tiefer in die Materie ein ...

In den ersten beiden Teilen spielte die Dreiecksbeziehung von Cyclops (James Marsden), Jean und Logan (Wolverine) eine wichtige Rolle und gab der Story immer wieder die nötigen romantischen Aspekte. So ist es auch in diesem Film. Es ist wichtig zu verstehen, dass sowohl Logan, als auch Cyclops tiefe und ehrliche Gefühle für Jean empfunden haben und sie ihr vermeintlicher Tod am Alkali Lake auf eine seltsame Weise verbunden hat. Wenn Wolverine nun am Ende dieses Films der Frau seines Lebens gegenübersteht und nur die Wahl hat, sich selbst oder sie zu opfern, dann schnürt es einem schon die Kehle zu.
Einen anderen Aspekt bringt in diesem Film die uralte Freundschaft zwischen Magneto und Charles Xavier ein. Ehemals die besten Freunde, die an einem Strang gezpgen haben, um die Mutanten vor dem Hass der Nichtmutanten zu schützen, entwickelten sie sich in den vorherigen beiden Teilen zu Konkurrentenm die einander nunmehr als Bedrohung sahen. In diesem Film wird nun einmal mehr gezeigt, dass man zwar unterschiedliche Ziele haben kann, sich sogar zu Gegnern entwickeln kann und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, die freundschaftliche Basis und den Respekt voreinander bewahren kann.
Ein Augenmerk sei an dieser Stelle auch auf das junge Paar Roque (Anna Paquin) und Iceman (Shawn Ashmore) geworfen. Die beiden sind noch immer zusammen, obwohl körperliche Nähe zwischen den beiden für Iceman tödlich enden kann. Kein Wunder also, dass sich Iceman unbewusst mehr mit Kitty Pryde (Ellen Page), als mit seiner Freundin beschäftigt. Mit dem Heilmittel von Worthingtons Laboratorien könnten die beiden nun den körperlichen Freuden frönen, wie das andere Teenager tun können. Sie könnten sich küssen, intim miteinander werden - ein Versuchung, der nachzugeben für Rogue allerdings bedeuten würde, dass sie ihr Dasein als Mutant verleugnen und ihr Leben bei den X-Men aufgeben müsste.

Es ist wirklich eine Meisterleistung von Simon Kinberg und Zak Penn, den beiden Drehbuchautoren, wie sie es bei so vielen Verwicklungen schaffen, noch weitere beliebte Charaktere in die Geschichte einzubinden und ihnen Raum zu geben, sich zu entfalten. So treffen wir hier, neben den bekannten Charakteren Pyro (Aaron Stanford), Colossus (Daniel Cudmore) und Mystique (Rebecca Romijn), zum ersten Mal auch auf den Juggernaut (Vinnie Jones), Callisto (Dania Ramirez), Jubilee (Kea Wong), Multiple Man (Eric Dane) und die behaarte Version von Dr. Hank McCoy (Kelsey Kramer), dessen unbehaarte Ausgabe wir schon in einem schwer zu entdeckenden Kurzauftritt in X-Men 2 sehen konnten. (Man beachte die Fernsehübertragungen, die im Film oft im Hintergrund zu sehen sind!)
Besonders zu beachten ist auch die Figur des Mutanten Leech (Cameron Bright), der der Ursprung des Heilmittels ist, schade nur, dass er, anders als in den Comics, hier so sehr vermenschlicht dargestellt wird.

Wie in jedem bisherigen X-Men Film sind die Charaktere hervorragend besetzt und jeder scheint mit seiner Rolle zu verschmelzen. Die Schauspieler, allen voran die Altmeiser Sir Ian McKellen und Patrick Stewart, aber auch die jüngere Generation, wie Hugh Jackman, Halle Berry und Famke Janssen, zeigen einmal mehr ihr Können und weshalb die beiden ersten Teile Kassenschlager wurden. So viele hochkarätige Schauspieler in einem Film sind selten zu finden und machen ein Plus des Films aus.
X-Men 3 platzt vor actiongeladenen Szenen, ein Hammer jagt den nächsten und keiner kann sich mehr in den Sitzen halten. Regisseur Brett Ratner ist Kino der Extraklasse gelungen. Ein Film, den man sich nicht nur einmal anschauen sollte, wenn man wirklich jedes Detail mitbekommen möchte. Absolute Spitzenklasse und ein Must für die DVD-Sammlung.

An dieser Stelle noch ein Tip für alle "Abspann-Ignorierer": Der Film bekommt noch eine überraschende Wende und zwar nach dem Abspann, also bleibt wie angewurzelt sitzen und lasst den Abspann über Euch ergehen (oder "spult" einfach vor). Es lohnt sich wirklich!

Grandioser Film - ganz klar 10 von 10 Bewertungspunkten.
Alle in diesem Post veröffentlichten Bilder unterliegen dem Copyright der 20th Century Fox,2006

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