Interview mit Charlie Huston - Dem Erfinder von Joe Pitt

Bildrechte Sabine Braun,
Random House
Nachdem ich so viele Bücher von Charlie Huston gelesen hatte, habe ich ihn einfach mal angeschrieben und gefragt, ob ich ein Interview mit ihm bekomme und siehe da, Charlie hat sich Zeit genommen, um mir ein paar Fragen zu beantworten.
Wie gewohnt, erst im Original und danach in der deutschen Übersetzung.

1) How did you start writing?
I've written since I was very young. I started writing professionally through several strokes of good luck, that lead to a manuscript of mine randomly falling into the hands of a literary agent. But I never really chased a writing career.
2) Where do you find the inspiration for a novel?
Almost impossible to answer. The real question is, where do I not find inspiration for a novel. Everything is material.
3) Could you please describe your process of writing a novel?
Work, at least five days a week, six to eight hours a day. Work, whether the words on the paper are good or not. Keep working. Work some more.
4) Your Series of the Joe-Pitt-Cases is quite famous in Germany. In all of these Vampire-Love-Novels it feels refreshing and original. How did you come up with the idea for the novel and setting?
The setting was just a matter of my immediate environment. I lived in Alphabet City for several years and it was natural to set my stories there. Joe was more an outgrowth of my desire to write about someone mean than it was a desire to write about vampires.
5) Is there a difference in writing stories for Marvel and your novels?
Yes, a big one, comic books have pictures. That is not as flippant as it may sound. What it is is essential. Both require words, both require a good story, but one is all about text and words, and one is at least 75% about letting the pictures tell the story. Comics are big canvases in terms of imagination, but very formal in terms of structure.
6) What are you reading right now?
I just finished THE FOREVER WAR by Dexter Filkins.
7) You are a professional successful writer. Is it difficult to deal with fame and success?
I am not in the least famous. No one would ever recognize my face on the street, very few people have any interest in my life. The only truly famous writer who I can think of, a person who people would see somewhere other than a book jacket photo and recognize, is Stephen King. As for success, I sell enough books to support my family. In the world of publishing that is a very hard thing to do, and I am successful by that measure, but no more successful that someone who supports their family by cleaning houses or teaching children.
8) How do you keep the balance between your job and your private life?
By working hard at both.

At the end two questions not at all related to writing. But they are fun, nevertheless.
9) What is your favorite holiday and why?
Christmas, simply because I see most of my family all in one place.
10) If you could spend one day with a person of your choice (dead, fictional, alive), who would it be and what would you do?
My brother. I'd take him to see our parents and introduce him to my wife and daughter.

DEUTSCHE ÜBERSETZUNG
1) Wie hast Du mit dem Schreiben angefangen?
Ich habe schon geschrieben als ich noch sehr jung war. Professional habe ich durch viele glückliche Fügungen damit angefangen, als ein Manuskript von mir einem Literaturagenten in die Hände gefallen ist. Aber ich habe nie eine Schriftstellerkarriere angestrebt.
2) Wo findest Du die Inspiration zum Schreiben?
Fast unmöglich zu beantworten. Die wahre Frage ist: Wo finde ich keine Inspiration? Alles was ich sehe oder höre ist Material.
3) Könntest Du bitte beschreiben, wie du einen Roman schreibst?
Ich arbeite, mindestens fünf Tage die Woche und da sechs bis acht Stunden am Tag. Ich arbeite, egal ob ich das, was ich zu Papier bringe gut oder schlecht finde. Ich arbeite einfach weiter. Und dann arbeite ich noch ein bisschen.
4) Deine Joe-Pitt-Reihe ist in Deutschland sehr beliebt. In einer Welt, in der eine Vampir-Liebes-Roman Schwemme am Markt ist, ist deine Reihe originell und erfrischend. Wie bist Du auf die Idee für die Reihe und das Setting gekommen?
Das Setting hat sich aus meinem direkten Umfeld ergeben. Ich habe einige Jahre in Alphabet City gelebt und so war es nur natürlich, meine Geschichten dort anzusiedeln. Joe ist mehr aus dem Wunsch entstanden, endlich mal einen gemeinen Charakter zu entwickeln, als daraus über Vampire zu schreiben.
5) Gibt es einen Unterschied zwischen dem Schreiben der Marvel-Stories und Deinen Romanen?
Ja, einen großen. Die Comics haben Bilder. Das ist nicht so albern gemeint, wie es klingt. Es gibt wirklich einen essentiellen Untschied. Beide brauchen Wörter und beide brauchen eine gute Story, aber eine ist nur über Text und Worte, während die andere wenigstens zu 75% daraus besteht, die Bilder die Geschichte erzählen zu lassen. Comics sind große Leinwände, wenn es um die Vorstellungskraft geht, aber sehr streng in ihren Strukturen.
6) Was liest Du gerade?
Ich habe gerade "Der ewige Krieg" von Dexter Filkins zu Ende gelesen.
7) Du bist ein professioneller und erfolgreicher Autor. Ist es schwer mit dem Ruhm und Erfolg umzugehen?
Ich bin kein bisschen berühmt. Niemand würde mich auf der Straße erkennen und nur wenige Menschen interessieren sich für mein Leben.Der einzig wahrlich berühmte Autor, der mir einfällt, den die Leute auch ohne Buchrückenbild erkennen würden, ist Stephen King. Was den Erfolg angeht,  ich verkaufe genügend Bücher, um meine Familie zu ernähren. In der Verlagswelt ist das gar nicht so einfach und von daher bin ich wohl erfolgreich. Aber bestimmt nicht erfolgreicher, als jemand, der das Geld für seine Familie durch Putzarbeiten oder als Lehrer verdient.
8) Wie behälst Du die Balance zwischen Berufs- und Privatleben?
Indem ich an beidem hart arbeite.
Zum Schluss noch zwei Fragen, die nichts mit der Literatur zu tun haben, aber hoffentlich trotzdem Spaß machen.
9) Welches ist Dein liebster Feiertag und warum?
Weihnachten, einfach nur, weil ich an diesen Tagen fast meine ganze Familie an einem Ort sehen kann.
10) Wenn Du einen Tag mit einer Person Deiner Wahl verbringen könntest (tot, fiktiv oder lebendig), wer wäre das und was würdet ihr tun?
Meinen Bruder. Ich würde mit ihm unsere Eltern besuchen und ihm meine Frau und meine Tochter vorstellen.

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